«Ist meine Aufgabe, den Puck zu halten»

28.3.2025, 16:00

 

Der HCD startet am Samstag in Zürich gegen die ZSC Lions, den Titelverteidiger und Champions-League-Sieger, in den Playoff-Halbfinal. Ihr erstes Heimspiel bestreiten die Davoser am kommenden Dienstag. Wie schon gegen den EV Zug gehört Torhüter Sandro Aeschlimann zu den absoluten Schlüsselspielern.

 

Artikel aus der Davoser Zeitung (28.03.25)

 

Die Zahlen sprechen für sich bzw. für Sandro Aeschlimann. In den vier Viertelfinalpartien gegen den EVZ liess der HCD-Goalie nur vier Gegentreffer zu. Und das gegen jene Zuger Offensive, die in 52 Qualifikationsspielen 173 Tore erzielt hatte – am meisten in der National League! Aeschlimann parierte in den vier Playoff-Begegnungen 101 von 105 Schüssen oder anders ausgedrückt 96,19 Prozent der Zuger Abschlussversuche, die auf sein Tor kamen. Eine solche Abwehrquote ist für Eishockeyverhältnisse hervorragend. «Das sind Teamzahlen und nur so gut dank meinen Mitspielern möglich», bemerkt Aeschlimann bescheiden. «Klar, ein gewisser Anteil kommt von mir. Aber das ist ja meine Aufgabe, den Puck zu halten, wenn es mich braucht.»

 

Auf die Viertelfinalserie rückblickend spricht der HCD-Goalie denn auch in der Wir-Form. «Wir traten sehr kontrolliert auf. Wir hatten einen Plan, und diesen setzten wir über alle vier Spiele praktisch zu 100 Prozent um, abgesehen von ein, zwei Schwankungen. Das gab uns am Schluss, was wir erhielten.» Aeschlimann hatte 2019 ausgerechnet aus Zug zum HCD gewechselt. Eine besondere Genugtuung versprüht er gleichwohl nicht. «Der EVZ ist für mich Vergangenheit, meine Gegenwart heisst Davos.»

 

Viel Adrenalin

Aeschlimann strahlt im HCD-Tor nicht nur in den Playoff-Partien, sondern immer viel Ruhe aus. Sie verleiht seinen Vorderleuten Sicherheit. Er wirkt stets extrem fokussiert und konzentriert. Doch brodelt es wirklich in seinem Innern selbst in den Playoffs nicht? «Eigentlich gar nicht», antwortet der 30-Jährige. «Auf dem Eis bin ich schon eher eine ruhige Person. Während einer Partie habe ich persönlich auch nicht gross Platz, um mich auf etwas Anderes zu fokussieren. Ich versuche meine ganze Energie in meinen Job zu investieren.» Aeschlimann gesteht aber: «Natürlich ist mein Adrenalinausstoss sehr hoch. Es braucht schon ein, zwei ‹Stündchen›, bis ich nach der Schlusssirene wieder runtergefahren bin. Selbst nach Auswärtsspielen brauche ich trotz der Rückfahrt danach noch eine Stunde im Bett, bis ich wieder entspannt bin.» Zumindest nach den Heimspielen dreht der HCD-Torhüter in der Nacht mit seinem Hund noch eine Runde im Freien, um wieder zu Ruhe zu finden.

 

Das Playoff-Programm mit mindestens drei Partien pro Woche ist höchst intensiv. Wie erholt sich Aeschlimann in dieser stressigen Meisterschaftsphase? «Viel schlafen, kalt/warm baden, gut essen und oft an die frische Luft gehen. Da hilft mir natürlich mein Hund», sagt der Goalie. In der Freizeit achte er darauf, nicht zu viel ans Eishockey zu denken, anderes zu machen, das ihm Freude bereite. Um sofort zu ergänzen: «Aber natürlich, Eishockey bereitet mir viel Freude.»

 

Die kurze Fahrt nach Zürich

Auf die Frage, wer denn sein Wunschgegner für den Playoff-Halbfinal gewesen wäre, meint Aeschlimann lachend und im Scherz: «Die ZSC Lions, denn nach Zürich haben wir die kürzeste Fahrt zu den Auswärtsspielen.» Weil Fribourg-Gottéron am Mittwochabend im letzten Moment den SC Bern ausbootete, führt die HCD-Reise nun tatsächlich nach Zürich. Aeschlimann meint dazu – nun im Ernst: «In den beiden Halbfinals stehen vier Top-Teams. Da kommt es nicht gross darauf an, auf wen man trifft. Wir wissen es haargenau: Alle vier Teams, die noch dabei sind, haben es verdient, dort zu sein. Es gibt keine einfachen Gegner mehr. Solche hat es aber in der ganzen National League ohnehin nicht.»

 

Die Tricks der Gegenspieler

Vor der Halbfinalserie gegen die ZSC Lions schaut sich Aeschlimann mit dem Team und mit Torhütertrainer Markus Ketterer noch einige spezifische Punkte an. «Es geht um die kleinen Details, dass diese zu 100 Prozent stimmen und dass man ein gutes Gefühl hat», sagt er. Aeschlimann realisiert auch in der Hektik und bei höchstem Tempo, wer auf dem Eis gerade auf ihn zustürmt. «Ja, ja, das ist auch die Aufgabe eines Torhüters zu wissen, wer auf uns zukommt, was los ist», so der HCD-Goalie. Kennt er folglich die Tricks und Finten der Gegenspieler? «Es gibt Tendenzen. Die Spieler sind allerdings viel zu gut, als dass sie immer das Gleiche machen. Darum bringt es nichts zu spekulieren. Letztendlich ist es der Instinkt. Agieren und schauen, was passiert. Wenn ich den Puck stoppen kann, habe ich als Torhüter das Richtige gemacht.»

 

MEN        SANDRO AESCHLIMANN