
Mit Schlittschuhkufen geboren
7.2.2025, 14:00
Julian Parrée ist auf einem guten Weg, sich einen Stammplatz beim HCD zu sichern. Letzte Woche hat der 22-jährige Davoser seine beiden ersten Treffer in der National League erzielt. Schlittschuhkufen wurden dem Flügelstürmer schon in die Wiege gelegt.
Donnerstagabend letzter Woche: Julian Parrée wird gegen 22 Uhr nach dem mit 3:2 gewonnenen Meisterschaftsspiel des HCD gegen Genf-Servette erstmals in seiner noch jungen Karriere als „Best Player“ ausgezeichnet. Die HCD-Fans skandieren in der Westkurve der zondacrypto-Arena seinen Namen. Parrée verdiente sich diese Ehre mit einem herrlichen Tor zum 2:1 sowie seiner in jedem Match grossen Laufbereitschaft und seinem Kampfgeist. Er schoss den Puck aus einigen Metern präzis unter die Latte, nachdem Andres Ambühl das Bully gewonnen und auch Yannick Frehner noch kurz an der Scheibe war. „Das war super cool und ein super Gefühl“, sagt Parrée zur Auszeichnung, nachdem er sich von den Fans hatte feiern lassen. „Davon träumt man eigentlich als kleiner Bub immer, ganz besonders, wenn man in Davos aufgewachsen ist.“
Zwei Tage zuvor hatte Parrée seinen ersten Treffer überhaupt in der National League erzielt, als er einen Weitschuss von Davyd Barandun ins Klotener Tor ablenkte – in seinem 60. Spiel in der obersten Schweizer Spielklasse. „Ich hatte zuvor schon mehrmals eine Chance für einen Treffer. Jetzt ist der Puck endlich reingefallen“, bemerkt der 1,80 Meter grosse und 82 Kilogramm schwere Flügelstürmer. Unter Druck habe er sich wegen der fehlenden persönlichen Treffer nie wirklich gefühlt. „Ich nehme Tag für Tag, bin immer noch recht jung und in der Entwicklung. Meine Hauptaufgabe ist in dieser Saison nicht, gross Tore zu schiessen. Ich will individuell besser werden und bereit sein, wenn ich von den Coaches Einsätze erhalte.“
„Ambühl hat gute Tipps und Tricks“
Parrée feierte am 21. Januar seinen 22. Geburtstag. Er ist nach dem 20-jährigen Rico Gredig der zweitjüngste Spieler, der beim HCD ziemlich regelmässig zum Einsatz kommt. Meist spielt Parrée an der Seite des 41-jährigen Andres Ambühl. Als der Teamsenior und Captain im Februar 2001 sein Meisterschaftsdebüt beim HCD gab, war Parrée noch nicht einmal auf der Welt. Gemeinsam mit Ambühl zu spielen, sei super cool, sagt Parrée. „Er bringt sehr viel Erfahrung und ein enormes Wissen im Eishockey mit. Von ihm kann ich sehr viel lernen. Als junger Bub schaute ich immer die HCD-Spiele, und Ambühl war stets mit von der Partie. Er ist ein riesiges Vorbild für mich. Wir sprechen praktisch nach jedem Einsatz miteinander und in der Pause natürlich auch. Er hat immer wieder gute Tipps und Tricks.“
Abstecher nach Schweden
Parrée durchlief die ganze Nachwuchsabteilung beim HCD. Nach seiner zweiten U20-Saison entschied er sich 2022 für einen Abstecher nach Skandinavien. „Ich wollte mal etwas anders sehen und erleben. Schweden ist ein super Eishockeyland. Dort ortete ich für mich eine ideale Möglichkeit, um mich weiterzuentwickeln“, begründet der Davoser den temporären Wechsel. Zunächst absolvierte Parrée eine Saison bei den Junioren in Mora, das in der Sportwelt als Zielort des legendären Wasa-Volkslanglauf besonders bekannt ist. Anschliessend bestritt er eine halbe Saison mit Falun in der dritthöchsten Landesliga. In Schweden habe er in jeder Beziehung viel gelernt, erklärt Parrée. „Im taktischen Bereich, im Defensivspiel, aber auch in den Skills. Sehr viel profitierte ich zudem in meiner persönlichen Entwicklung. Ich wohnte allein in einem für mich neuen Land mit einer neuen Sprache und neuen Teams.“ An Weihnachten 2023 kehrte Parrée eigentlich für einen kurzen Urlaub nach Davos zurück. Er blieb jedoch gleich zuhause, weil beim HCD Aleksi Peltonen nach Lugano wechselte und folglich ein Stürmerplatz frei wurde.
Lauftechnik vom Vater gelernt
Parrée ist ein auffallend guter Schlittschuhläufer, technisch begabt, defensiv zuverlässig, und er bringt Energie ins Spiel. Natürlich ist der Stürmer in allen Belangen noch entwicklungsfähig. Am meisten Steigerungspotenzial weist er im Zweikampfverhalten auf. Bemerkenswert: In seinen 61 National-League-Spielen hat der 22-Jährige noch keine einzige Strafminute kassiert. Seine läuferischen Qualitäten sind kein Zufall. Sein Vater Maurice Parrée gehörte in der Eisschnelllauf-Hochburg Holland zu den besten Nachwuchsathleten. Im Winter weilte er deshalb regelmässig in Trainingslagern in Davos auf der berühmten Natureis-Schnelllaufbahn. Für seinen Sohn Julian wurde das Tempobolzen auf den Eisoval nie zum Thema. „Aber mein Vater hat mir stark geholfen“, betont Parrée Junior. „Er hat sehr viel Ahnung davon, wie man technisch gut Schlittschuh fährt. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb ich so schnell auf dem Eis bin.“
Text: Davoser Zeitung Foto: Maurice Parrée