
Nicht nervös – freudig aufgeregt
15.9.2023, 10:30
Am Freitagabend steht Josh Holden erstmals überhaupt an einem Meisterschaftsspiel als Headcoach an der Bande – mit dem HCD gegen Fribourg-Gottéron. Der 45-Jährige spricht im Interview über seine ersten Wochen in Davos, seinen Gameplan und seine Erwartungen.
Josh Holden, nach einer langen, erfolgreichen Spielerkarriere und zuletzt fünf Jahren als Assistenztrainer beim EV Zug treten Sie am Freitag beim Spiel zwischen dem HCD und Fribourg-Gottéron erstmals in einem Ernstkampf als Headcoach an der Bande auf. Sind Sie vor dieser Premiere nervös?
Josh Holden: Nein, nervös bin ich nicht, sondern freudig aufgeregt. Wäre ich nervös, hätte ich keinen Plan. Aber wir arbeiten konsequent an einem klaren Gameplan. Meine Spieler befinden sich auf einem guten Weg. Sie sind wie Rennpferde, die endlich losrennen wollen.
Sie haben Ihr Team seit Anfang August auf dem Eis in vielen Trainings vorbereitet. Sind Sie mit dem aktuellen Stand zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeitseinstellung meiner Spieler. Sie machen sowohl auf dem Eis als auch im Kraft- und Konditionstraining einen wirklich guten Job. Sie versuchen täglich, das neue Spielsystem umzusetzen und zu implementieren. Ich sehe klare Fortschritte. Aber natürlich sind wir nach sechs Wochen noch nicht am Optimum angelangt. Das aktuelle Niveau ist schon beachtlich. Der ganze Coachingstaff kümmert sich um die Details, damit wir uns kontinuierlich steigern.
Wie beurteilen Sie das Kader des HCD?
Ich bin sehr glücklich. Wenn wir das komplette Kader zur Verfügung haben, ist es gut. Aber im Sport gibt es erfahrungsgemäss immer wieder verletzungs- oder krankheitsbedingte Ausfälle, mit denen man klarkommen muss. Doch das ermöglicht dann anderen Spielern, sich zu zeigen. Jeder braucht Spielpraxis, um besser zu werden. Mit Sandro Aeschlimann und Gilles Senn haben wir ein ausgezeichnetes Torhüterduo. Weiter kann ich auf acht, neun starke Verteidiger zählen. Auch mit der Besetzung unseres Angriffs bin ich glücklich.
Schildern Sie uns doch etwas Ihre Eishockey-Philosophie!
Als Coach ist es für mich am wichtigsten zu sehen, dass die Spieler hart arbeiten und sich auf den Gameplan fokussieren. Und zwar konsequent. Es kann nicht sein, dass es einen Tag in die eine und am nächsten in die andere Richtung geht. Eishockey auf unserem Niveau ist Leistungsbusiness. Das wissen alle. Wenn alle am gleichen Strick ziehen, stimmen nicht nur die individuelle und die mannschaftliche Leistung auf dem Eis, dann passt es auch in der Kabine.
Sie haben mehrmals vom Gameplan gesprochen. Wie sieht Ihrer aus?
Wir wollen als starkes, gut strukturiertes Team auf der ganzen Eisfläche auftreten und auch körperbetont spielen. Die Basis bildet die solide, kompakte Arbeit der ganzen Mannschaft in der Defensive. Da möchten wir viel Puckkontrolle haben, aber dennoch rasch in den Angriff umschalten. Und in der Offensive haben wir diverse kreative Spieler, welche diese Qualitäten in unserem System ausspielen können. Wir wollen Druck vor dem gegnerischen Tor erzeugen und Torchancen kreieren. Die National League ist sehr ausgeglichen. In jedem Spiel kommt es auf jeden Punkt an. Weil es so ausgeglichen ist, ist in jedem Match eine Top-Leistung erforderlich.
Zum Meisterschaftsauftakt empfängt der HCD am Freitagabend um 19.45 Uhr den HC Fribourg-Gottéron. Wie lauten Ihre Erwartungen?
Es wird eine spannende Partie geben. Fribourg-Gottéron stellt ein offensiv ausgerichtetes Team. Die Spieler kommen schnell und zielstrebig auf unser Tor zu. Und in der Defensive geben die Freiburger dem Gegner vor ihrem Tor nur wenig Spielraum. Ja, für dieses Duell müssen wir hundertprozentig bereit sein, und zwar jeden Moment und auf der ganzen Eisfläche. Harte Defensivarbeit, viel Puckbesitz und smarte Entscheide im Angriff werden ausschlaggebend sein.
Speziell wird zum Saisonauftakt bestimmt auch das erste Auswärtsspiel am Samstagabend gegen den HC Ajoie. Dort amtet jetzt Christian Wohlwend als Headcoach; im Januar dieses Jahres war er beim HCD entlassen worden.
Da sehe ich keine besondere Problematik. Im Eishockey wechseln jede Saison zahlreiche Spieler und auch Coaches den Klub. So spielen immer wieder Akteure gegeneinander, die vorher im gleichen Klub agierten, und einige sind nach wie vor befreundet. Für den einen oder anderen HCD-Spieler mag der erste Match gegen Christian Wohlwend etwas Besonderes sein. Aber wir fokussieren uns nicht auf ein persönliches Duell, sondern die Partie und wollen natürlich wie immer gewinnen.
Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung Bild: Maurice Parrée