
Schwerarbeiter auf dem Eis
22.11.2022, 11:00
Verteidiger Klas Dahlbeck blickt auf ein arbeitsintensives Wochenende zurück. Bei der 1:4-Auswärtsniederlage gegen Fribourg-Gottéron kam der 31-jährige Schwede während 23:37 Minuten zum Einsatz, beim 3:4 nach Penaltyschiessen in Zürich gegen die ZSC Lions (inkl. Overtime) gar 28:53 Minuten lang.
Nach einem starken Saisonstart mit dem kompletten Kader ändere sich die Situation aufgrund von vielen Verletzten beim HCD. Während Wochen fehlten gleichzeitig primär zahlreiche Stürmer. Nun herrscht Mangel an routinierten Abwehrspielern. Am Wochenende war Teamleader Magnus Nygren aus familiären Gründen unabkömmlich. Nati-Verteidiger Dominik Egli muss wegen einer Schulterverletzung und Thomas Welliger wegen einer Hirnerschütterung pausieren. Im Lot ist aber auch bei einigen Verteidigern, die im Einsatz standen, noch nicht alles. Sven Jung spielt mit einem Vollvisierhelm, seit er Ende Oktober vom Puck im Gesicht getroffen wurde. Michael Fora benötigt Spielpraxis, nachdem er die Hälfte der bisherigen Meisterschaftspartien wegen einer Adduktorenverletzung verpasste. Und Claude Paschoud befindet sich nach jahrelangem Kampf mit einer Hirnerschütterung auf einem guten Weg zurück zu seinem früheren Rendement.
Ein defensiver Allrounder
Paschoud und Klas Dahlbeck sind die beiden einzigen HCD-Verteidiger, die in dieser Saison sämtliche Meisterschaftspartien bestreiten konnten. Dahlbeck kam auf die laufende Saison nach Davos. Nach sechs Jahren in Nordamerika, wo er unter anderem in der NHL für Chicago, Arizona und Carolina spielte, wechselte der Schwede 2018 zu ZSKA-Moskau. Mit dem russischen Spitzenklub wurde Dahlbeck 2019 und letzte Saison Meister in der Kontinental Hockey League (KHL). Wegen des Ukraine-Kriegs löste er seinen Vertrag mit ZSKA Moskau auf, worauf er beim HCD unterschrieb.
Im Gegensatz zu Nygren ist Dahlbeck kein offensiver Spektakelmacher. Das war man sich beim HCD bei seiner Verpflichtung bewusst. Dahlbeck hat erst ein Tor und fünf Assists auf seinem Konto. Seine Stärken liegen in der Defensive; dafür wird der 1,89 Meter grosse und 94 Kilogramm schwere Verteidiger geschätzt. Er ist stark, aber fair (total erst fünf Zweiminutenstrafen) in den Zweikämpfen, clever im Positionsverhalten und hat ein gutes Auge für die Angriffsauslösung. Dahlbecks Qualitäten kommen auch in der Plus/Minus-Bilanz mit +3 zur Geltung. Beim HCD weisen aktuell nur Stürmer Leon Bristedt (+5) und Fora (+4) einen noch besseren Wert auf.
Verrückte Aufholjagd gegen ZSC Lions
Dahlbecks Wertschätzung kommt auch in der Eiszeit zur Geltung. In seinen 22 Meisterschaftspartien in Blaugelb stand er durchschnittlich pro Match 23:11 Minuten auf dem Eis, am zweitlängsten aller Davoser Spieler nach Nygren (23:29 Minuten). Nicht zufällig lag Dahlbecks Eiszeit am Samstag gegen die ZSC Lions wegen Nygrens Absenz deutlich höher, nämlich 28:53 Minuten. Und Dahlbeck erlebte in Zürich wie seine Teamgefährten und die 12‘000 Zuschauer eine verrückte Partie. Nach zwei Dritteln lagen die Davoser klar mit 0:3 zurück. Sie zeigten aber viel Moral und grossen Kampfgeist. Marc Wieser (51.) sowie Simon Knak (58.) brachten mit ihren Treffern den HCD wieder heran. Und 15,9 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit schaffte Dennis Rasmussen den 3:3-Ausgleich, nachdem HCD-Headcoach Christian Wohlwend seinen starken Torhüter Gilles Senn durch einen weiteren Stürmer ersetzt hatte. Mit dem letzten Penalty sicherte Justin Acevedo den „Löwen“ aber doch noch den Sieg.
Der HCD wird auch in dieser Woche ein Reisender ins Sachen Eishockey. Am Dienstagabend bestreitet er beim finnischen Meister Tappara in Tampere das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions Hockey League. Nach der 0:1-Heimniederlage benötigen die Davoser für den Vorstoss in die Viertelfinals einen Sieg mit zwei Toren Differenz. Auswärts geht es danach für den HCD auch in der Meisterschaft weiter, nämlich am Samstagabend beim SC Bern. Die nächste Heimpartie folgt am Sonntagnachmittag um 15.45 Uhr gegen die Rapperswil-Jona Lakers.
Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung Foto: Maurice Parrée