Start ins 2023 geglückt – einmal mehr mit Zusatzaufwand

6.1.2023, 11:00

Dem HCD ist der Start ins neue Jahr geglückt – allerdings erst nach Zusatzaufwand. Am Dienstagabend besiegten die Davoser den Tabellenführer Genf-Servette zuhause nach Penaltyschiessen mit 4:3. Heute Abend empfängt Davos den Tabellenvierten Rapperswil im Eisstadion Davos.

Auf die Frage, ob er wisse, wie oft seine Mannschaft in der laufenden Meisterschaft in die Verlängerung oder gar in ein finales Penaltyschiessen musste, kommt die Antwort von Julian Schmutz nach der Partie gegen Genf-Servette im Kabinengang wie aus der Kanone geschossen: „Viel zu oft! Ich denke neun Mal.“ Da untertrieb der 28-jährige Langenthaler im Davoser Leibchen gewaltig. Bereits zum 13. Mal geschah es im 32. Meisterschaftsspiel. Oder anders ausgedrückt: In 40,6 Prozent all ihrer Ernstkämpfe mussten die Bündner in der National League in die Overtime, also Zusatzschicht schieben. Zum neunten Mal fiel die Entscheidung am Dienstag im Match gegen Genf-Servette gar erst im Penaltyschiessen, vier Mal passierte es in der Verlängerung.

Die Schwerstarbeiter der Liga
Die HCD-Spieler sind die Schwerstarbeiter in der National League. Sie „chrampften“ in dieser Saison in ihren 32 Ernstkämpfen bereits 2012:37 Minuten – oder 52:27 Minuten beziehungsweise bald einen ganzen Match länger, als wenn ihre Partien nach jeweils 60 Spielminuten entschieden gewesen wären. Zeit und Aufwand für die Penaltyschiessen sind in dieser Zahlenspielerei nicht eingerechnet. Zum Vergleich: Nur der SC Bern musste ebenfalls 13 Mal in die Overtime, der HC Lugano hingegen erst ein einziges Mal. Pech ist für die Davoser Akteure, dass sie für ihre Sonderefforts nicht zusätzlich entschädigt werden… Sie haben (Mehr-)Jahresverträge und erhalten ihr Salär monatlich, unabhängig davon, wie lange sie pro Match dem Puck nachjagen.
Steht eine Partie nach drei Dritteln unentschieden, erhält jede Mannschaft einen Punkt. Einen zweiten erhält der Sieger nach Verlängerung oder Penaltyschiessen. Die Diskussionen, ob dieser Zusatzpunkt verdientermassen oder glücklich zustande gekommen sei, gehen oft auseinander. Schmutz gibt sich salomonisch. „Es gab Spiele, die wir nach 60 Minuten hätten gewinnen müssen, in anderen erreichten wir nach Rückständen bis zum Ende des dritten Drittels wenigstens noch ein Unentschieden.“ Das gleiche sich im Laufe einer Saison aus, so der Flügelstürmer. Er ergänzt allerdings: „Wir müssen in unseren Leistungen konstanter werden; dann müssen wir dem Sieg in weniger Partien hinterherrennen.“

Servette nutzte HCD-Fehler eiskalt aus
Nach dem Servette-Match ärgert sich Schmutz im Kabinengang nicht wegen der Überzeit-Minuten, sondern darüber, dass der HCD den Sieg wegen Fehlern („Wir kassierten zu einfache Gegentreffer“) nicht bereits während der regulären 60-minütigen Spielzeit einfuhr und folglich nur zwei statt drei Punkte gewann. In der Tat. Das 0:1 erzielten die Genfer nach nur 13 Spielsekunden. Da waren die Davoser gedanklich wohl noch in der Kabine, als Daniel Winnik die Gäste völlig freistehend in Führung schoss. Der zweite Gegentreffer zum 2:2 entstand in der 33. Minute nach einem Puckverlust von Michael Fora, der dritte nur 63 Sekunden später nach einem Fehler von Matej Stransky. „Wir starteten unglücklich, gaben aber nie auf. Stattdessen entwickelten wir Druck nach vorne und waren insgesamt die etwas bessere Mannschaft“, fasst Schmutz die Partie zusammen. „Das 1:1 erzielte Dominik Egli im ersten Powerplay mit einem satten, platzierten Weitschuss (3.). Schmutz selber vollendete einen Konterangriff nach einem Pass von Leon Bristedt mit dem 2:1 (29.). Und Enzo Corvi drückte den Puck im Gedränge nach einem Zuspiel von Joakim Nordström in der 52. Minute zum 3:3 über die Torlinie. Im Penaltyschiessen trafen Dennis Rasmussen und Stransky für den HCD, während keiner der vier Servette-Schützen den Puck am starken HCD-Goalie Sandro Aeschlimann vorbei ins Tor brachte.

Am Freitagabend gegen „Rappi“
Eine enge Entscheidung erwartet Schmutz auch im nächsten Spiel des HCD, wenn heute Freitagabend die Rapperswil-Jona Lakers um 19.45 Uhr im Davoser Eisstadion gastieren. „‚Rappi‘ ist ein sehr starken Gegner“, bemerkt er. „Wir müssen in der Defensive weniger Fehler machen und vorne im Abschluss ‚eiskalter‘ agieren, wenn wir drei Punkte einfahren wollen.“ Am Samstagabend folgt für den HCD die weite Reise nach Pruntrut zum HC Ajoie. Die Davoser tun gut daran, den Tabellenletzten nicht zu unterschätzen, wenn sie keine böse Überraschung erleben wollen. 

Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung   Foto: Maurice Parrée